Stummfilme-Orgelkino

Die Geschichte
Früher und Heute


Die heutige digitale Welt liefert Filme an allen Orten der Welt zu allen beliebigen Zeitpunkten. Filme sind heute fast überall verfügbar. Die technischen Möglichkeiten für Filmproduktionen sind für uns heute selbstverständlich. Als in den USA und in Europa vor mehr als 100 Jahren die ersten Stummfilme aufkamen, war dies für die damalige Gesellschaft eine grandiose Neuerung und – man kann beinahe sagen - „revolutionierende“ Entwicklung.

Der Stummfilm war damals die einzig mögliche und verfügbare Filmgattung. Die für uns heute selbstverständliche Verbindung von Film und Ton im Sinne von gesprochener Sprache war damals aufgrund der fehlenden technischen Möglichkeiten noch undenkbar. Natürlich wurden die Filme so gedreht, dass sie „selbstverständlich“ waren, mit viel Mimik und Gestik, mit Zwischentiteln, aber eben ohne gesprochenes Wort. Dennoch suchte man nach anderen, unterhaltsamen Alternativen, um das Fehlen des gesprochenen Wortes zu kompensieren: Ausdruck brachte dann die Musik und – wenn immer möglich – eben die Live-Musik. Verwendung zur Begleitung fanden teilweise ganze Orchester - oder eben Kinoorgeln. Letztere wurden in grossem Umfang hergestellt, und die Wurlitzerorgel ist ein wunderbares Beispiel für diesen damals entwickelten neuen Instrumententypus. Die musikalischen und „neben-musikalischen“ Effekte, z.Bsp. Pferdegetrappel, Glockengeläut ect., der verwendeten Instrumente wurden immer weiter verfeinert, so dass sich in den USA ein regelrechter Orgel-Boom entwickelte. Diese Instrumente begleiteten dann Filme von Charlie Chaplin oder Buster Keaton, Namen, die uns heute noch geläufig sind. Stummfilme und das damit verbundene Aufkommen von Kinos als Lebenstreffpunkte wurden Teil der damaligen Kultur, Ausdruck von Lebensstil, Vergnügen und Wohlsein.

Wenn wir nun hier in St. Gallen diese Stummfilm-Tradition mit Kinoorgel wieder lebendig werden lassen, so kann dies im Sinne von „trahere“ etwas „hinüberziehen“ wollen sein. Mit der restaurierten und auf den alten Klangkörper ausgerichteten Wurlitzer-Orgel, die jetzt im Kirchgemeindehaus in St. Georgen steht, soll die Film-Tradition der 20er Jahre heute und hier wieder lebendig werden.

Einerseits ist Orgelkino einfach etwas, was Freude bereiten soll, dabei möge die Leichtigkeit und der Spass oder Ernst –je nach Film- zu spüren sein. Anderseits sind diese Filme ein Stück „ernster“ Kultur, häufig auch sehr tiefsinnig und berührend. Diese Kultur setzt vielleicht auch ein Gegengewicht zu den Filmen der heutigen Zeit: sie sind eben nicht überall und jederzeit verfügbar. Geniessen Sie diese „Entführung“ in die Bild- und Klangwelt von anno dazumal und ziehen Sie etwas davon hinüber in unsere Zeit, die so stark von kurzlebiger und beliebiger Verfügbarkeit von Film und Ton gekennzeichnet ist.